Wir lernten uns drei Monate nach dem Abi im Wahlkreisbüro eines Abgeordneten in Oberschwaben kennen. Gefühlt alle anderen, die wir kannten, machten zu der Zeit Work&Travel in Australien – wir nicht.
Facebook-Bilder mit Koalas, weißen Stränden und Bikinis können sehr weh tun. Auf den Bildschirmen in der oberschwäbischen Provinz müssen sie es. Trotzdem entwickelten wir eine große Leidenschaft für unsere Arbeit. Wir übernahmen außerdem die Wahlkampfleitung für den hiesigen Landtagskandidaten. Und kellnerten. Wenn nicht Australien, dann so richtig nicht. “Des isch hier Bundesliga”, sagte unser Büroleiter oft. Manchmal glaubten wir das nicht, manchmal waren wir ein bisschen stolz.
Wir lernten, machten und grübelten. Wir litten und lachten.
Nach einem Jahr trennten sich unsere Wege. Matthias studierte VWL, merkte dann aber, dass er dort keine Antworten auf politische Fragen finden würde und wechselte zu Politikwissenschaft. Robin studierte PR, merkte dann aber, dass er Politik nicht nur verkaufen, sondern auch verstehen will und wechselte zu Rechtswissenschaft.
Was sich in dieser Zeit aber nicht änderte: Wir schickten uns mindestens wöchentlich seitenlange Mails. Es ging um Politik.
In Biberach und in anderen beruflichen Stationen hatten wir die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Aber es wunderte uns doch, wie manche Politiker, Menschen im Land und Medien Politik verstanden. Um Richtig und Falsch ging es dabei selten. Vielmehr um gravierende Missverständnisse oder im politischen Geschäft beizeiten auch um erschreckende Unprofessionalität.
In der öffentlichen Diskussion hat unsere Kritik bislang allerdings selten eine Stimme. Das stört uns beide sehr. Denn einerseits läuft in der Welt manches so viel besser, als viele denken, andererseits könnte so vieles besser laufen, wenn alle verstünden, wie es läuft.
Und deswegen schreiben wir jetzt auf POLITPYRO. Nicht um alles zu kritisieren, sondern um einiges zu verbessern. Wir wollen erklären, Fragen aufwerfen und vermeintlich uninteressante aber wichtige Themen lesenswert machen.
In Australien waren wir bis heute immer noch nicht. Dafür sind wir gedanklich weit gereist.
Wir hoffen, es ist der ein oder andere inspirierende Gedanke dabei und bedanken uns fürs Lesen.
DIE AUTOREN
Robin Mesarosch
Robin arbeitete für MdB Martin Gerster (SPD), leitete den Wahlkampf eines Landtagskandidaten, eines OB-Kandidaten und die Online-Kampagne einer Stadtratsfraktion und der SPD Baden-Württemberg sowie von deren Spitzenkandidaten Nils Schmid im Landtagswahlkampf 2016. Heute verantwortet er die digitale Öffentlichkeitsarbeit von MdB Prof. Dr. Lars Castellucci (SPD). Mit einem einzelnen Post erreichte er über dessen Facebookseite drei Millionen Menschen. Kein Post eines deutschen Politikers wurde bislang so oft geteilt. Bei demselben Abgeordneten, der auch Sprecher der AG Demokratie der SPD-Bundestagsfraktion ist, kümmert sich Robin um demokratiepolitische Themen. Im Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg 2016 erreichte ein Post von Robin knapp fünf Millionen Menschen.
Zwischen 2011 und 2013 war er zudem einer der erfolgreichsten Poetry Slammer Deutschlands. Unter anderem trat er im Deutschen Schauspielhaus Hamburg und im NDR auf. Das Saisonfinale des größten regelmäßig stattfindenden Slam Europas gewann er 2013. Zusätzlich moderierte er mehrere Veranstaltungen und führte Workshops zu Kreativem Schreiben, Rhetorik und Öffentlichkeitsarbeit unter anderem bei der Bundeszentrale für politische Bildung, der IG Metall und dem Juso-Landesverband Baden-Württemberg durch.
Zunächst studierte er Werbung und Marktkommunikation an der HdM Stuttgart. Dort war er Geschäftsführer einer studentischen Werbeagentur und assistierte Prof. Dr. Thomas Lehning bei Unternehmensberatungsprojekten. Heute studiert er Jura an der Humboldt-Universität zu Berlin
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Matthias Schwär
Nach dem Abitur arbeitete Matthias ein Jahr im Abgeordnetenbüro von MdB Martin Gerster (SPD). Nebenher war er mitverantwortlich im Wahlkampf eines Kandidaten für den Baden-Württembergischen Landtag. Anschließend kehrte er Oberschwaben, Wahlprüfsteinen und Fukushima den Rücken, um in Bonn Volkswirtschaftslehre zu studieren. Von der Politik- und Realitätsferne in den Wirtschaftswissenschaften enttäuscht, studiert er inzwischen am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie Bonn, und fühlt sich dort ausgesprochen wohl. Seine Interessensschwerpunkte sind europäische und internationale Politik sowie Wirtschaftsthemen und Gesellschaftsforschung. Er regt sich gern darüber auf, worüber sich das Volk gern aufregt, und erhofft sich deshalb von seiner Arbeit an diesem Blog eine therapeutische Wirkung. Nebenbei ist er als Lektor tätig und kümmert sich um seine Balkonpflanzen.